Vorliegende Arbeit datiert Prof. Vlček um 1885. Möglicherweise stand für die sitzende Dame im historischen Kostüm Schikaneders Ehefrau Emilie, mit der er seit 1884 verheiratet war, Modell. In dieser frühen Arbeit ist der Künstler noch der Historienmalerei verpflichtet und der Einfluss von Gabriel von Max spürbar. In einem nur durch ein kleines Fenster erhellten Raum sitzt eine Frau neben einer Wiege, ihr Kind liebevoll im Arm haltend. Frau und Kind wirken wie mit einem Scheinwerfer beleuchtet und werden dadurch effektvoll hervorgehoben. Schikaneder schuf hier eine Szene, die, wie Prof. Vlček in seiner Expertise beschreibt, schon viele wichtige Elemente seines Spätwerkes vorwegnimmt. So zeigt die geometrische Anordnung der Objekte im Raum, welche in einem spannenden Zusammenspiel von unterschiedlichen Beleuchtungsquellen präsentiert werden, Schikaneders frühe Auseinandersetzung mit der Wirkung des Lichts, das zum Hauptmotiv in seinem Lebenswerk werden sollte.