Oil on canvas. Signed in lower right. 117 x 128 cm. On the decorative frame with metal plate “Prof. Fritz v. Uhde / Gang nach Bethlehem”.
• As one of the most successful and controversial artists of his time, Fritz von Uhde found a new pictorial language for traditional religious scenes. • In this work, he creates heroic peasant figures in the style of the French realist Jean-François Millet. • Uhde ingeniously combines realistic and idealistic elements and secular and spiritual motifs. • A version of the motif was exhibited at Galerie Heinemann in Munich in 1890 and was acquired by the Bavarian State Painting Collections by Prince Regent Luitpold in the same year.
Heinrich Glosemeyer Collection (1896-1969), Bremen. Private collection Northern Germany (acquired in 1960, since then in family ownership)
Fritz von Uhde ist einer der wichtigsten Maler, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts an eine Aktualisierung tradierter Bildformeln mit den Mitteln des Realismus und Naturalismus wagen. Auf einer tristen, schlammigen Straße im herbstlichen Nebel und schwindenden Tageslicht wandert ein in ärmliche Kleider gehülltes und mit wenigen Habseligkeiten ausgestattetes Paar in Richtung der einfachen Häuser am Wegesrand. Der Mann, seine sich an ihn lehnende Frau stützend, trägt über der Schulter eine große Handsäge, die ihn als Zimmermann ausweist. Um das Entstehungsjahr des Gemäldes war die Situation vieler Handwerker, darunter auch Schreiner und Zimmerleute, prekär, besonders, wenn eine Familie zu ernähren war. Eine Version des Motivs stellt Uhde im Februar 1890 in der Münchner Galerie Heinemann unter dem Titel "Gang nach Bethlehem" aus (1890 durch Prinzregent Luitpold erworben, heute Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München). Das obdachlose und arbeitssuchende Paar erzählt so gleichzeitig die Geschichte von Joseph und Maria auf Herbergsuche. Damit verbindet Uhde auf geschickte Weise die oftmals wegen ihrer Sozialkritik abgelehnte Malerei des Naturalismus mit einem Appell an das Mitleid als primärer christlich-abendländischer Tugend. Gerade über die Verlassenheit des sich aneinanderschmiegenden Paares vor der kargen und trüben Landschaft erreicht Uhde eine starke emotionale Rührung der Betrachtenden, wofür die Kritik lobende Worte findet. Als Vorbild dienen Uhde dabei die heroischen Gestalten der einfachen, arbeitenden Klassen, wie sie in Frankreich Jean-François Millet mit seinen Bauernfiguren geschaffen hatte. Stolz berichtet Uhde an Fritz Gurlitt: "Es kommt an Einfachheit einem Millet nahe." (zit. nach: Fritz Uhde, Briefe an Fritz Gurlitt, in: Meister der Farbe 11, 1914, S. 60, Briefe an Gurlitt vom 20. Oktober 1889). Das Motiv gehört zu einem der bekanntesten im Werk Uhdes, das für seinen realistischen Anspruch mit idealistischem Überbau im Zusammentreffen von Profanem und Spirituellem von exemplarischer Bedeutung ist. [KT]
In good condition. Stretcher bars slightly visible on recto, with fine capillary cracks. With isolated drycracks. The condition report was prepared in daylight and with the help of an ultraviolet light to the best of our knowledge and belief.