NIKI DE SAINT PHALLE (1930 Neuilly-sur-Seine - San Diego 2002) – Ohne Titel (Chaise) (Wrapped Reichstag / Project for Berlin)
• Seltenes, überaus typisches Unikat aus der wichtigsten Zeit im Œuvre der Künstlerin
• Fantastische Farbgestaltung von großer Ausdruckskraft und Originalität
• Niki de Saint Phalle ist die mit Abstand bekannteste Künstlerin der 1970er Jahre in Europa, ihre Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit
Zur Zeit der Entstehung von „Chaise“, einem überaus typischen, skulpturalen Möbelstück, war die französisch-schweizerische Künstlerin der breiten Öffentlichkeit längst ein Begriff: ihre farbenfrohen überlebensgroßen „Nana“-Figuren hatten Furore gemacht. Sie standen 1968 während der 4. documenta vor dem Staatstheater Kassel, im selben Jahr nahm Saint Phalle erstmals an einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York teil. Weitere Ausstellungen folgten 1969 in München und Hannover sowie 1970 in Paris, 1971 in Amsterdam, Stockholm und Rom. Es gab kaum eine andere Künstlerin, die in den 1970er Jahren bekannter war und mehr ausgestellt wurde. Niki de Saint Phalle setzte sich kompromisslos über gesellschaftliche Konventionen der Zeit sowie den vorherrschenden Kanon des Kunstbetriebs hinweg. Ihr künstlerischer Schaffensdrang speiste sich aus der Wut gegen eine von patriarchalen Strukturen durchdrungene Gesellschaft, der sie mit ihrem offenherzigen, provokanten Schaffen den Kampf ansagte. Darüber hinaus boten ihr die Künstler des Nouveau Réalisme wie Arman, Daniel Spoerri und Jean Tinguely – ihrem langjährigen Ehemann - ein künstlerisches Umfeld, das von einer intensiven Experimentierfreude und neuen interdisziplinären Ansätzen geprägt war. Die ausdrucksstarke Bemalung von Möbeln und anderen funktionalen Objekten reflektiert den Zeitgeist der 1970er Jahre, in dem expressive Farben und Formen populär wurden. Künstler und Kunstbewegungen wie die Pop-Art und das von Ettore Sottsass gegründete Memphis-Design-Kollektiv inspirierten eine spielerische, oft symbolträchtige Verwendung von Farben und Formen in der Gestaltung von Möbelstücken. „Chaise“ aus dem Jahr 1977 ist ein wunderbares Beispiel dieses neuen Verständnisses: Lehne und Sitzfläche sind mit dem für Niki de Saint Phalle typischen leuchtend-farbigen, vielschichtigen Ornament aus Figuren und Pflanzen bemalt, wobei die Holzstruktur darunter sichtbar bleibt. Das künstlerische Interesse Niki de Saint Phalles richtete sich damals zunehmend auch auf Alltagsgegenstände und Designobjekte, die später als eigenständige Kunstwerke interpretiert und im Galerie- und Museumskontext ausgestellt wurden.
Mit einem Zertifikat der Niki Charitable Art Foundation, Santee, Kalifornien, vom 22.12.2020. Das Werk ist im Archiv der Künstlerin unter der Nummer 09-1977C-001 verzeichnet.
Provenienz:
Galerie Guy Pieters, Knokke-Heist;
vom vorherigen Eigentümer bei Vorgenannter erworben;
Privatsammlung, Belgien.