HERMANN NITSCH (1938 Wien – Mistelbach 2022) – Ohne Titel (Schüttbild) ("10 Oct. 98")
• Typisches, farbintensives Schüttbild in Rot, das den performativen Schaffensprozess abbildet
• Mit seinen regelmäßig als Gesamtkunstwerk begangenen Orgien-Mysterien-Theatern im österreichischen Schloss Prinzendorf hat Nitsch Kunstgeschichte geschrieben
• Würdigung des 2022 verstorbenen Künstlers zuletzt durch Ausstellungen im Martin Gropius Bau Berlin, der Albertina Wien sowie dem neu eröffneten Wiener Aktionismus Museum (WAM)
Hermann Nitsch ist einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Aktionismus. Seine dramatischen, performativen Malaktionen, bei denen Tierblut auf Leinwände gegossen wurde, entblößte menschliche Körper zu sehen waren und Kreuzigungen vorgenommen wurden, lösten in den 1960er Jahren heftige Proteste aus und brachten dem Künstler mehrere Gefängnisstrafen ein. Mit seinem Orgien-Mysterien-Theater hatte Nitsch als Maler die herkömmliche Darstellungsebene des Bildes verlassen und sich auf theatralische Aktionen konzentriert. Aus diesen ersten Aktionen entwickelte er sukzessive das Prinzip des „Schüttbildes“, bei dem später rote Farbe mit Pinseln, Schwämmen, aber auch direkt aus der Dose auf Jute bzw. Rupfen aufgebracht wurde. Die vorliegende Schüttung ist die Momentaufnahme einer Malaktion, in der die Gestik des Künstlers Widerhall findet.
Mit einem Zertifikat von Giuseppe Morra, Fondazione Morra, Neapel, vom 9.10.2024.
Provenienz:
Sammlung Giuseppe Morra, Neapel, direkt beim Künstler erworben;
Privatsammlung, Italien.