作为 2024-11-14 10:09:56

ANTWERPEN, um 1530/50

Lot 11
Felsige Küstenlandschaft mit Burganlage (John the Baptist)
Öl auf Holz (parkettiert)


Lot 11
Felsige Küstenlandschaft mit Burganlage (John the Baptist)
Öl auf Holz (parkettiert)

估计:
€ 10.000 - 15.000
拍卖: 今天

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

城市: Munich, Germany
拍卖: 15.11.2024
拍卖编号: 328
拍卖名称: Alte Meister & Kunst des 19. Jahrhunderts

拍品信息
ANTWERPEN, um 1530/50 – Felsige Küstenlandschaft mit Burganlage (John the Baptist)

Um 1500 revolutionierte der Antwerpener Maler Joachim Patinir den Blick auf die Welt – erstmals malte er reine Landschaften, komponiert aus verschiedenen Elementen wie Bergen, Meeren, Flussläufen, Städten und Wäldern. Von einem meist erhöhten Standpunkt aufgenommen, geben sie den Blick auf die damalige Welt wieder, weshalb man Patinirs Landschaften als „Weltlandschaften“ bezeichnet hat – gleichsam als bildliche Metapher für die Gesamtheit der Welt, für das allumfassende Universum. Fantastische Felsformationen, die er anhand von Gesteinsbrocken im Atelier ersann, sich tief in den Bildgrund schlängelnde Flüsse und zerklüfte, schroffe Küsten beherrschen seine Gemälde, in denen die dargestellten, meist christlichen Gestalten seltsam klein, fast zwergenhaft erscheinen. Diese Tradition mit ihrem Hang zur Fantastik, zur Übersteigerung der Gestaltungselemente, die letztlich im Werk des Hieronymus Bosch wurzelt, setzte Patinirs vermeintlicher Neffe Herri met de Bles fort, der die landschaftlichen Elemente ähnlich fantasievoll kombinierte. Auch unser Gemälde ist noch von diesem Geist erfüllt – der Blick fällt auf nahsichtige, sich immer mehr auftürmende Felsformationen, auf deren Spitze in der Ferne eine gewaltige Burganlage bzw. Stadt thront. Rechts fällt der Felsen zum Meer ab, das sich in einer weiten, von verschiedenen Schiffen befahrenen Bucht öffnet, an deren Ufer mehrere Besiedlungen sichtbar sind. Sie leiten über zu einer sich rechts in den Bildhintergrund schlängelnden, bergigen Küstenlandschaft, an deren Ufer eine mittelalterliche Stadt und hoch oben auf einem Hügel eine Windmühle erkennbar sind. So ist unser Gemälde weniger von Patinirs Fantastik beherrscht als vom Bemühen, einen einheitlichen, kontinuierlich sich entwickelnden Landschaftsraum zu schildern. Und doch bleibt unser Gemälde rätselhaft – in die erdige Felslandschaft des Vordergrundes schiebt sich in verstörender Weise eine Mauer mit romanisch anmutenden Arkaden, darin stehend ein mehrfach abgestuftes Podest: womöglich Reste eines Grabmals wie auch die urnenartigen Gefäße, die daneben auf einem Tisch aufgetürmt sind? Sie bilden ein Gegengewicht zur gewaltigen Burg auf dem Felsen, auf dessen unterem Plateau ein Rundtempel, eine Art Baptisterium und daneben ein Wehrturm stehen. Vielleicht sind drei von einem Hund begleitete Wanderer (?), die aus der Besiedlung aufgebrochen sind, auf dem Weg dorthin? Unten in der Ebene sind weitere Menschen sichtbar und – auffallend – zwei Kamele. Handelt es sich um eine pagane oder religiöse Landschaft, womöglich um eine Begegnung von alt und neu – symbolisiert durch Mauer und Tisch gleichsam als römische „ruderi“ und durch die neuzeitliche Burg mit dem christlichen Baptisterium? Dass es um einen derartigen Umbruch gehen könnte, darauf könnte auch der auffällig abgebrochene Baum sprechen, der im Vordergrund die Bildmitte einnimmt – als Symbol für Vergänglichkeit und Wandel, für Werden und Vergehen? Unser Gemälde ist früher dem in Antwerpen tätigen Maler Lucas Gassel van Helmond (ca 1488-1568/69) zugeschrieben worden, für dessen Gemälde eine ähnliche Raum- und Farbgliederung – bei ihm ist der Vordergrund durch bräunliche, der Hintergrund durch bläuliche Töne bestimmt – charakteristisch ist, doch wie unser Maler seine Felsformationen nahezu fließend rund, alles Schroffe abrundend, gestaltet, hat wenig mit Gassel zu tun. Auch das ausgeprägte ornithologische Interesse, mit dem unser Maler Buntspecht oder Eichelhäher, aber auch die Vegetation detailreich schildert, findet sich bei Gassel nicht, so dass man von einem noch unbekannten, um 1530 in Antwerpen tätigen Maler ausgehen muss. Dr. Peter Prange .

Provenienz: Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München; in obigem Kunsthandel 1962 erworben (als Lucas Gassel zugeschrieben); seitdem in Privatsammlung, Bayern; im Erbgang an die heutigen Besitzer.
Lot Details
ANTWERPEN, um 1530/50 – Felsige Küstenlandschaft mit Burganlage (John the Baptist)

Um 1500 revolutionierte der Antwerpener Maler Joachim Patinir den Blick auf die Welt – erstmals malte er reine Landschaften, komponiert aus verschiedenen Elementen wie Bergen, Meeren, Flussläufen, Städten und Wäldern. Von einem meist erhöhten Standpunkt aufgenommen, geben sie den Blick auf die damalige Welt wieder, weshalb man Patinirs Landschaften als „Weltlandschaften“ bezeichnet hat – gleichsam als bildliche Metapher für die Gesamtheit der Welt, für das allumfassende Universum. Fantastische Felsformationen, die er anhand von Gesteinsbrocken im Atelier ersann, sich tief in den Bildgrund schlängelnde Flüsse und zerklüfte, schroffe Küsten beherrschen seine Gemälde, in denen die dargestellten, meist christlichen Gestalten seltsam klein, fast zwergenhaft erscheinen. Diese Tradition mit ihrem Hang zur Fantastik, zur Übersteigerung der Gestaltungselemente, die letztlich im Werk des Hieronymus Bosch wurzelt, setzte Patinirs vermeintlicher Neffe Herri met de Bles fort, der die landschaftlichen Elemente ähnlich fantasievoll kombinierte. Auch unser Gemälde ist noch von diesem Geist erfüllt – der Blick fällt auf nahsichtige, sich immer mehr auftürmende Felsformationen, auf deren Spitze in der Ferne eine gewaltige Burganlage bzw. Stadt thront. Rechts fällt der Felsen zum Meer ab, das sich in einer weiten, von verschiedenen Schiffen befahrenen Bucht öffnet, an deren Ufer mehrere Besiedlungen sichtbar sind. Sie leiten über zu einer sich rechts in den Bildhintergrund schlängelnden, bergigen Küstenlandschaft, an deren Ufer eine mittelalterliche Stadt und hoch oben auf einem Hügel eine Windmühle erkennbar sind. So ist unser Gemälde weniger von Patinirs Fantastik beherrscht als vom Bemühen, einen einheitlichen, kontinuierlich sich entwickelnden Landschaftsraum zu schildern. Und doch bleibt unser Gemälde rätselhaft – in die erdige Felslandschaft des Vordergrundes schiebt sich in verstörender Weise eine Mauer mit romanisch anmutenden Arkaden, darin stehend ein mehrfach abgestuftes Podest: womöglich Reste eines Grabmals wie auch die urnenartigen Gefäße, die daneben auf einem Tisch aufgetürmt sind? Sie bilden ein Gegengewicht zur gewaltigen Burg auf dem Felsen, auf dessen unterem Plateau ein Rundtempel, eine Art Baptisterium und daneben ein Wehrturm stehen. Vielleicht sind drei von einem Hund begleitete Wanderer (?), die aus der Besiedlung aufgebrochen sind, auf dem Weg dorthin? Unten in der Ebene sind weitere Menschen sichtbar und – auffallend – zwei Kamele. Handelt es sich um eine pagane oder religiöse Landschaft, womöglich um eine Begegnung von alt und neu – symbolisiert durch Mauer und Tisch gleichsam als römische „ruderi“ und durch die neuzeitliche Burg mit dem christlichen Baptisterium? Dass es um einen derartigen Umbruch gehen könnte, darauf könnte auch der auffällig abgebrochene Baum sprechen, der im Vordergrund die Bildmitte einnimmt – als Symbol für Vergänglichkeit und Wandel, für Werden und Vergehen? Unser Gemälde ist früher dem in Antwerpen tätigen Maler Lucas Gassel van Helmond (ca 1488-1568/69) zugeschrieben worden, für dessen Gemälde eine ähnliche Raum- und Farbgliederung – bei ihm ist der Vordergrund durch bräunliche, der Hintergrund durch bläuliche Töne bestimmt – charakteristisch ist, doch wie unser Maler seine Felsformationen nahezu fließend rund, alles Schroffe abrundend, gestaltet, hat wenig mit Gassel zu tun. Auch das ausgeprägte ornithologische Interesse, mit dem unser Maler Buntspecht oder Eichelhäher, aber auch die Vegetation detailreich schildert, findet sich bei Gassel nicht, so dass man von einem noch unbekannten, um 1530 in Antwerpen tätigen Maler ausgehen muss. Dr. Peter Prange .

Provenienz: Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München; in obigem Kunsthandel 1962 erworben (als Lucas Gassel zugeschrieben); seitdem in Privatsammlung, Bayern; im Erbgang an die heutigen Besitzer.

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