REMBRANDT HARMENSZ. VAN RIJN (1606 Leiden - Amsterdam 1669) – Christus lehrend (La petite tombe) (The Circumcision in the Stable)
Hervorragender, tiefschwarzer Frühdruck mit schöner warmtoniger Gratwirkung an den mit der Kaltnadel überarbeiteten Partien („Black Sleeve impression“). Mit einem schönen, gleichmäßigen Rändchen um die Plattenkante und dem für Lebzeitenabzüge gefraten Wasserzeichen.
Eines der Hauptblätter Rembrandts, das schon zu Lebzeiten sehr gesucht war. Die Darstellung ist schlicht und überzeugend geschildert. Rembrandt konzentriert sich auf die zentrale Gruppe um Christus und die Predigt. Ruhig und nachdenklich hören die Menschen Christus auf einem Podest zu. Jeder der Zuhörenden ist in seiner Kleidung, Haltung und Miene individuell charakterisiert. Ihre Aufmerksamkeit wird durch das unaufmerksame Kind im Vordergrund noch betont, das gedankenverloren in den Sand zeichnet. Die Komposition mit der bildparallel angelegten Architekturkulisse und den ausgewogen verteilten Figuren ist beeinflusst von Raffaels Fresko „Die Schule von Athen“ in den Stanzen des Vatikans. Zu dieser Zeit setzte Rembrandt sich intensiv mit der Kunst der italienischen Renaissance auseinander, vermittelt über die Druckgrafik.
Der Titel „La petite tombe“ beruht auf einer falschen Übersetzung des 18. Jahrhunderts. Das Blatt wurde 1679 bei dem Verleger Clemens de Jonghe „La tombisch plaatjens“ genannt (nach der Besitzer-Familie La Tombe), was später zu dem Titel „La petite tombe“ führte. – Einzelne winzige, kaum sichtbare Fehlstellen außerhalb des Darstellungsfeldes. Verso mit Bleistiftannotationen und Resten ehemaliger Montierung im Oberrand. Insgesamt von sehr guter Erhaltung.
In diesem frühen Druckzustand von großer Seltenheit!
Bartsch 67; White/Boon 67 I (von I); Hinterding/Rutgers (The New Hollstein) 298 I (von II).