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作为 2024-11-28 14:19:39

Gustav Klimt

Lot 705
GUSTAV KLIMT (1862 Baumgarten bei Wien - Wien 1918) – Liegender Mädchenakt mit hoher Frisur und Draperie (Striding female nude hunched forwards)
Bleistift auf chamoisfarbenem Simili-Japan


Lot 705
GUSTAV KLIMT (1862 Baumgarten bei Wien - Wien 1918) – Liegender Mädchenakt mit hoher Frisur und Draperie (Striding female nude hunched forwards)
Bleistift auf chamoisfarbenem Simili-Japan

估计:
€ 40.000 - 60.000
拍卖: 5 天

Karl & Faber Kunstauktionen GmbH

城市: Munich, Germany
拍卖: 05.12.2024
拍卖编号: 330
拍卖名称: Auktion 330: Moderne Kunst | Evening Sale

拍品信息
GUSTAV KLIMT (1862 Baumgarten bei Wien - Wien 1918) – Liegender Mädchenakt mit hoher Frisur und Draperie (Striding female nude hunched forwards)

• Sanfte Linien modellieren gleichermaßen Körper wie Tuch • Ruhige Komposition voller Intimität zwischen Modell und Zeichner • Im Gesamtwerk Klimts zu verorten im Kontext der Skizzen von jungen Müttern „Ohne Frauen, die sich seiner Kunst als Morgengabe darbringen, ist Klimt schlechtweg undenkbar. Wie ein Gewinde blühender Blumen umstehen sie gleichsam sein Werk. Wienerinnen sind es, Mädchen des Volkes und Damen der vornehmen Gesellschaft, Jüdinnen und Aristokratinnen. Er kannte sie genau, lebte gleichsam in ihrem Duftkreise. Und er wurde ihr Ruhmesverkünder – einer der ganz wenigen, die die moderne europäische Frau überhaupt gefunden hat.“ Franz Servaes, 1912 Klimt und die Frauen, das ist ein Verhältnis voll tiefster Verehrung und Gleichberechtigung. Er wird zeitlebens nicht heiraten und hat zahlreiche Affären mit den schönsten und einflussreichsten Frauen Wiens, doch seine Rolle auf die eines Schürzenjägers – ganz im Sinne des Künstlerklischees – zu reduzieren, wäre schlichtweg falsch. Im Gegenteil, Klimt ist umgeben von starken Frauen, die er als Gegenüber und gleichberechtigt erachtet. Der „Frauenfrage“, wie es in der Zeit heißt, nähert sich Klimt erstaunlich modern: Die (sexuelle) Befreiung ist für ihn ebenso wie für die Frauen in seinem Umfeld wichtig, wollen doch sowohl Männer als auch Frauen den moralischen Tabus des 19. Jahrhunderts entkommen. Die Liste seiner Liebschaften liest sich als Who's who der Wiener Ringstraße und dabei besonders des assimiliert-jüdischen Bürgertums: Serena Lederer oder Adele Bloch-Bauer gehören dazu. Dazu kommt Emilie Flöge, die wohl im aktuellsten Sinne als Gefährtin und Partnerin zu denken ist. Flöge, Eigentümerin eines Ladengeschäfts für Mode und Schmuck der angesagten Wiener Werkstätten, ist Geschäftsfrau und finanziell unabhängig. Wie Klimt ist sie ein Freigeist, hat modernste Ansichten und bietet sich nicht an für traditionelle Rollen. Wenngleich de jure ihrem männlichen Gegenüber nicht gleichgestellt, so begegnet sie Klimt innerhalb der langjährigen Partnerschaft doch auf Augenhöhe. In den Reigen der (sexuellen) Beziehungen zu Frauen gesellen sich in der Biografie Klimts neben den namhaften Damen der Wiener Bourgeoisie unzählige Frauen, deren Namen heute kaum noch bekannt sind: Die Modelle seiner Arbeiten, verewigt nicht nur in den weltberühmten Gemälden des Meisters, sondern ebenso festgehalten in den zahlreichen Skizzen, von denen wir hier zwei anbieten. Die Modelle waren oftmals Töchter aus großbürgerlichen Familien, ihre Posen unerhört modern. Klimt zeigt sie alle: junge Mädchen, alte Frauen. Mütter mit ihren Kindern, sexuell aufgeladene Verführerinnen. Dämoninnen antiken Ausmaßes und Partnerinnen männlicher Akteure. Ihnen allen begegnet er in seinen Darstellungen mit Respekt und Zuneigung vor dem Modell. Er karikiert nicht, sondern streicht heraus, betont die Schönheit der Individuen ebenso wie er seine Bildintentionen verfolgt. Nicht zuletzt wählt er, auch im Rückgriff auf antike Darstellungen, eine Frau zur Patronin und Schutzgöttin seiner Künste und der von ihm (mit)gegründeten Vereinigung Bildender Künstler Österreichs (Los 423). Pallas Athene, die geharnischte Kämpferin mit dem Haupt der erschlagenen Gorgonin Medusa, bewacht den Maler und seine Kollegen. In dieser Saison bieten wir zwei Skizzen weiblicher Akte an, die zeigen, wie wichtig die Vorzeichen der Entstehung sind, dass Nacktheit nicht gleich Nacktheit ist. Sie erzählen uns von Intimität, Erotik und Natürlichkeit, von Geborgenheit, Nähe, Güte und Erregung. Klimts Skizze für „Wasserschlangen II“ (Los 706) illustriert den Arbeitsprozess der Bildfindung des ersten Zustands seines Gemäldes von 1904. Das Gemälde selbst zeigt mehrere Frauen in innig-sexueller Umarmung. Es ist indes kein lesbisches Thema, sondern der dezidiert männliche Blick auf weibliche Intimität. In der hier angebotenen Studie ist im oberen Teil des Blattes eine liegende Frau zu sehen, die nur mit Strümpfen und einem Tuch in der Körpermitte bekleidet ist. Brüste und Scham sind offengelegt, besonders Letztere wird durch das erhoben angewinkelte rechte Bein herausgestellt. Klimt zeigt das Modell aktiv zwischen Spannung und Entspannung: Zwar ist die Beinmuskulatur in Arbeit, doch besonders die über Brustniveau gelegten Arme vermitteln demonstrative Ruhe. Dieser intime Moment des Liegens wird dabei zu einem Augenblick der subtilen Erotik jenseits des offensiven Sich-Anbietens. Demgegenüber zeigt Los 705 ein liegendes Modell, welches dem Künstler und Betrachter gewahr ist. Auf der Seite liegend schmiegt sie, gänzlich nackt, sich an ein Tuch und verdeckt dabei ihre Brüste. Draperie und Körperformen ergeben einen Fluss, wogen und wallen gemeinsam in einer harmonischen Bewegung über das Blatt. Im Werkverzeichnis von Alice Strobl ist die Skizze dabei unter der Rubrik „Studien von Vätern und Müttern mit Kindern“ aufgenommen. Während die anderen Darstellungen dieser Kategorie weibliche (Akt-)Figuren mit Kleinkindern zeigen, fehlt hier das Baby. Die Frau schmiegt sich nicht an ein Kind, gleichwohl muss dieses hier aber entsprechend mitgedacht werden. Auch wenn diesem Blatt eine gewisse Erotik nicht abzusprechen ist, so ist es doch abseits der offensichtlichen Nacktheit vielmehr ein Moment der Geborgenheit und Zuneigung.

Strobl 1785.

Literatur: Kuryluk, Ewa, Wiedenska apokalipsa. Eseje o sztuce i literaturze wiedenskiej okolo 1900, Krakau 1974, Abb. 34.

Provenienz: Nachlass des Künstlers/Hermine Klimt; Galerie Wolfgang Ketterer, Lagerkatalog 30, Stuttgart 1964, Nr. 622, mit s/w Abb. S. 114; Dorotheum, Wien 18.-21.5.1965, Los 273, Abb. Tafel 87; Privatsammlung, München.
Lot Details
GUSTAV KLIMT (1862 Baumgarten bei Wien - Wien 1918) – Liegender Mädchenakt mit hoher Frisur und Draperie (Striding female nude hunched forwards)

• Sanfte Linien modellieren gleichermaßen Körper wie Tuch • Ruhige Komposition voller Intimität zwischen Modell und Zeichner • Im Gesamtwerk Klimts zu verorten im Kontext der Skizzen von jungen Müttern „Ohne Frauen, die sich seiner Kunst als Morgengabe darbringen, ist Klimt schlechtweg undenkbar. Wie ein Gewinde blühender Blumen umstehen sie gleichsam sein Werk. Wienerinnen sind es, Mädchen des Volkes und Damen der vornehmen Gesellschaft, Jüdinnen und Aristokratinnen. Er kannte sie genau, lebte gleichsam in ihrem Duftkreise. Und er wurde ihr Ruhmesverkünder – einer der ganz wenigen, die die moderne europäische Frau überhaupt gefunden hat.“ Franz Servaes, 1912 Klimt und die Frauen, das ist ein Verhältnis voll tiefster Verehrung und Gleichberechtigung. Er wird zeitlebens nicht heiraten und hat zahlreiche Affären mit den schönsten und einflussreichsten Frauen Wiens, doch seine Rolle auf die eines Schürzenjägers – ganz im Sinne des Künstlerklischees – zu reduzieren, wäre schlichtweg falsch. Im Gegenteil, Klimt ist umgeben von starken Frauen, die er als Gegenüber und gleichberechtigt erachtet. Der „Frauenfrage“, wie es in der Zeit heißt, nähert sich Klimt erstaunlich modern: Die (sexuelle) Befreiung ist für ihn ebenso wie für die Frauen in seinem Umfeld wichtig, wollen doch sowohl Männer als auch Frauen den moralischen Tabus des 19. Jahrhunderts entkommen. Die Liste seiner Liebschaften liest sich als Who's who der Wiener Ringstraße und dabei besonders des assimiliert-jüdischen Bürgertums: Serena Lederer oder Adele Bloch-Bauer gehören dazu. Dazu kommt Emilie Flöge, die wohl im aktuellsten Sinne als Gefährtin und Partnerin zu denken ist. Flöge, Eigentümerin eines Ladengeschäfts für Mode und Schmuck der angesagten Wiener Werkstätten, ist Geschäftsfrau und finanziell unabhängig. Wie Klimt ist sie ein Freigeist, hat modernste Ansichten und bietet sich nicht an für traditionelle Rollen. Wenngleich de jure ihrem männlichen Gegenüber nicht gleichgestellt, so begegnet sie Klimt innerhalb der langjährigen Partnerschaft doch auf Augenhöhe. In den Reigen der (sexuellen) Beziehungen zu Frauen gesellen sich in der Biografie Klimts neben den namhaften Damen der Wiener Bourgeoisie unzählige Frauen, deren Namen heute kaum noch bekannt sind: Die Modelle seiner Arbeiten, verewigt nicht nur in den weltberühmten Gemälden des Meisters, sondern ebenso festgehalten in den zahlreichen Skizzen, von denen wir hier zwei anbieten. Die Modelle waren oftmals Töchter aus großbürgerlichen Familien, ihre Posen unerhört modern. Klimt zeigt sie alle: junge Mädchen, alte Frauen. Mütter mit ihren Kindern, sexuell aufgeladene Verführerinnen. Dämoninnen antiken Ausmaßes und Partnerinnen männlicher Akteure. Ihnen allen begegnet er in seinen Darstellungen mit Respekt und Zuneigung vor dem Modell. Er karikiert nicht, sondern streicht heraus, betont die Schönheit der Individuen ebenso wie er seine Bildintentionen verfolgt. Nicht zuletzt wählt er, auch im Rückgriff auf antike Darstellungen, eine Frau zur Patronin und Schutzgöttin seiner Künste und der von ihm (mit)gegründeten Vereinigung Bildender Künstler Österreichs (Los 423). Pallas Athene, die geharnischte Kämpferin mit dem Haupt der erschlagenen Gorgonin Medusa, bewacht den Maler und seine Kollegen. In dieser Saison bieten wir zwei Skizzen weiblicher Akte an, die zeigen, wie wichtig die Vorzeichen der Entstehung sind, dass Nacktheit nicht gleich Nacktheit ist. Sie erzählen uns von Intimität, Erotik und Natürlichkeit, von Geborgenheit, Nähe, Güte und Erregung. Klimts Skizze für „Wasserschlangen II“ (Los 706) illustriert den Arbeitsprozess der Bildfindung des ersten Zustands seines Gemäldes von 1904. Das Gemälde selbst zeigt mehrere Frauen in innig-sexueller Umarmung. Es ist indes kein lesbisches Thema, sondern der dezidiert männliche Blick auf weibliche Intimität. In der hier angebotenen Studie ist im oberen Teil des Blattes eine liegende Frau zu sehen, die nur mit Strümpfen und einem Tuch in der Körpermitte bekleidet ist. Brüste und Scham sind offengelegt, besonders Letztere wird durch das erhoben angewinkelte rechte Bein herausgestellt. Klimt zeigt das Modell aktiv zwischen Spannung und Entspannung: Zwar ist die Beinmuskulatur in Arbeit, doch besonders die über Brustniveau gelegten Arme vermitteln demonstrative Ruhe. Dieser intime Moment des Liegens wird dabei zu einem Augenblick der subtilen Erotik jenseits des offensiven Sich-Anbietens. Demgegenüber zeigt Los 705 ein liegendes Modell, welches dem Künstler und Betrachter gewahr ist. Auf der Seite liegend schmiegt sie, gänzlich nackt, sich an ein Tuch und verdeckt dabei ihre Brüste. Draperie und Körperformen ergeben einen Fluss, wogen und wallen gemeinsam in einer harmonischen Bewegung über das Blatt. Im Werkverzeichnis von Alice Strobl ist die Skizze dabei unter der Rubrik „Studien von Vätern und Müttern mit Kindern“ aufgenommen. Während die anderen Darstellungen dieser Kategorie weibliche (Akt-)Figuren mit Kleinkindern zeigen, fehlt hier das Baby. Die Frau schmiegt sich nicht an ein Kind, gleichwohl muss dieses hier aber entsprechend mitgedacht werden. Auch wenn diesem Blatt eine gewisse Erotik nicht abzusprechen ist, so ist es doch abseits der offensichtlichen Nacktheit vielmehr ein Moment der Geborgenheit und Zuneigung.

Strobl 1785.

Literatur: Kuryluk, Ewa, Wiedenska apokalipsa. Eseje o sztuce i literaturze wiedenskiej okolo 1900, Krakau 1974, Abb. 34.

Provenienz: Nachlass des Künstlers/Hermine Klimt; Galerie Wolfgang Ketterer, Lagerkatalog 30, Stuttgart 1964, Nr. 622, mit s/w Abb. S. 114; Dorotheum, Wien 18.-21.5.1965, Los 273, Abb. Tafel 87; Privatsammlung, München.

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