FERNAND LÉGER (1881 Argentan - Gif-sur-Yvette 1955) – „composition orange et noir“ (Composition aux Éléments Mécaniques)
• Besonders großformatiges Gemälde in reduzierter, eleganter Farbpalette
• Eine der letzten Arbeiten, die organische mit mechanischen Formen verbindet
• Aus dem bedeutenden Jahrzehnt, in dem Léger internationale Anerkennung findet
„Ein leichtes Spiel mit Harmonie und Rhythmus (…).“
Fernand Léger
Légers Kompositionen aus den 1930er Jahren sind mit Motiven aus der Natur bevölkert, wie Schmetterlingen, Blumen und Unterwasserpflanzen. Auch in unserer “composition orange et noir” scheinen organische Gebilde, vielleicht Algen und Seetang, zu schwimmen. Léger verbindet diese Organismen mit Zylindern und Objekten, die an sein Formenvokabular aus seiner Periode Mécanique (siehe Los 730) erinnern. Gleichzeitig finden diese schwebenden Elemente durch eine dreifache Rahmung in Orange, Beige und Schwarz Halt. Léger umrandet die einzelnen Formen in Schwarz; sie liegen als Silhouetten über und auf den Rahmen. Fast scheint es, als ob ein Stillleben, vielleicht einer Vase, sich aus dem Rahmen befreit und zu dem Betrachter schwebt. Wurzeln, Samen, Äste lösen sich von der Bildfläche. So entzieht sich Légers Komposition einem Gefühl der Schwerkraft und verlässt die Erdverbundenheit einer traditionellen Landschaft oder eines Stilllebens.
In den 1930er Jahren besucht Léger regelmäßig seinen Bauernhof Lisores in der Normandie, um sich zu entspannen und mit seiner Frau Simone lange Spaziergänge im Wald von Fontainebleau zu unternehmen. Er sammelt Feuersteine, Stöcke, Nüsse und Stechpalmenblätter auf, die ihn zu biomorphen, teils realistischen Zeichnungen inspirieren. Diese natürlichen oder auch gebrauchten Gegenstände werden in seinen Kompositionen zunehmend die industriellen Objekte verdrängen. Das vorliegende Gemälde ist eines der letzten in seinem Œuvre, in dem der Künstler mechanische und organische Formen so klar verbindet.
Das Werk entsteht zu einer Zeit, in der Fernand Léger internationale Anerkennung erlangt. Seine Arbeiten werden in bedeutenden Museen, darunter die Kunsthalle Zürich und das MoMA in New York, ausgestellt. Léger beginnt ab Mitte der 1930er Jahre im Rahmen seiner Aktivitäten als kommunistischer Unterstützer der französischen Volksfront einfachen Arbeitern Malerei beizubringen. Sein Werk wird nun einen zunehmend figurativen, eher populistischen, Stil annehmen. Diese Tendenz ist in dem vorliegenden Werk nicht zu sehen: Hier geht es noch ganz um das Objekt, mit dem er spielt, wie er sagt: „Ein leichtes Spiel mit Harmonie und Rhythmus, das aus Hintergrundfarben, Oberflächen, Erzählsträngen, Abständen und Gegensätzen, manchmal ungewöhnlichen Begegnungen besteht (...)“.
Bauquier V 934.
Ausstellung:
Galerie Louise Leiris, Paris, Archiv-Nr. 06990/6938, verso auf dem Keilrahmen mit dem Etikett.
Provenienz:
Galerie Louise Leiris, Paris;
Sammlung M. Praejer, Paris;
Sammlung Guisez, Saint-Emilion;
Privatsammlung, Hessen (seit 2000).