Beigegeben eine Expertise von Francesca Petrucci, ohne Ort und Datum, in Kopie.
Bronze, brüniert und teilvergoldet. Die Corpusfigur weist schon auf den ersten Blick eine außergewöhnliche Wirkung auf. Abgesehen von der hohen bildkünstlerischen Gestaltung, ist hier auch die Materialbehandlung von großer Seltenheit: vom dunklen kupferfarbenen Bronzekörper hebt sich die Feuervergoldung im Lendentuch, in Haar und Bart wirkungsvoll ab. Der betont schlanke Körper folgt dem Stil des Dreinageltypus. Die Körperhaltung ist – wie im Leidenskampf – leicht geneigt, der Kopf stark zur linken Schulter hin gesenkt, das Gesicht nach oben gerichtet. Auffallend, dabei: die ungleich gehaltene Schulter, die sich an der rechten Körperseite im Schmerz krampfhaft nach vorne dreht.
Eine solche plastische Gestaltung ist allenfalls von einem höchst namhaften Künstler zu erwarten. Darüber hinaus zeigen die Einzeldetails, wie etwa die gekrümmt verlaufenden Haarsträhnen, die Anspannung der Muskulatur, die nur fein angegebene Seitenwunde, die verkrampften Zehen, vor allem der erstorbene Leidensausdruck des Gesichtes die nämliche Höhe künstlerischen Schaffens.
Die Bronzeplastik ist vollrund gestaltet. Die Rückansicht zeigt nicht weniger Detailreichtum – so etwa im Lendentuch, gebunden durch den Strick, aber auch in der Wiedergabe der Rückenmuskulatur.
In der beigegebenen Expertise werden Vergleiche angeführt, so etwa Beispiele in der Sammlung Marchese Pallaavicino, Genua; dem Bode Museum, Berlin; dem Nationalhistorischen Museum, Frederiksborg; oder in der Schatzkammer der Residenz München.
Der im bayerischen Weilheim geborene Bildhauer war Sohn eines Kunstschreiners. Da er die Eltern schon früh verlor, betreute ihn ein Bildschnitzer der „Weilheimer Bildhauerschule", Bartholomäus Steinle. Als hochbegabt galt er als würdig nach München empfohlen, zu werden, wo erlernte er das Schnitzen in Elfenbein beim Hofbildhauer Christoph Angermair. Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges zog Petel nach Antwerpen und traf dort mit Peter Paul Rubens zusammen, der ihn auch portraitiert hat. Er setzte seinen Weg fort nach Paris, Rom und Genua. Erfolgreich und berühmt, ließ er sich 1624 in der Reichsstadt Augsburg nieder. Sein früher Tod dürfte auf die Kriegswirren des Jahres 1634 zurückzuführen sein. A.R.
Provenienz:
Privatsammlung.
Literatur:
Vgl. Raffaele Soprani, Vite de pittori, scultori, ed architetti Genovesi, Bd. 1, Genua 1768 (2. Ausgabe).
Vgl. Karl Feuchtmayr und Alfred Schädler, Gerog Petel (1601/02 – 1634), Berlin 1973.
Vgl. Joachim Jahn, Petel, Georg, in: Karl Bosl, Bosls bayerische Biographie, Regensburg 1983.
Vgl. Alfred Schädler, Georg Petel (1601/02 – 1634). Barockbildhauer zu Augsburg, München 1985.
Vgl. Hans-Michael Körner, Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Berlin 2005, Reprint 2010, S. 1476.
Vgl. Leon Krempel, Georg Petel. 1601/02 – 1634. Bildhauer im Dreißigjährigen Krieg, München 2007. (1451161) (2) (11)