GIUSEPPE PIATTOLI (1742 – Florenz – 1823) – Der Windgott Aeolus schließt Boreas, den Nordwind, in eine Höhle ein (A saint kneeling at the foot of the Cross)
In zwei Zeilen unterhalb der Zeichnung schildert Giuseppe Piattoli wie der Windgotte Aeolus seinen zerstörerischen Plan in die Tat umsetzt. Vor dem Eingang einer Höhle kniend, stößt er Boreas – den Nordwind, hier mit seinen Schmetterlingsflügeln und seinen aufgeblähten Backen fast schon karikaturesk überzeichnet – mit seinem spitzen Ellbogen ins Innere, wo er nun mit den trockenen, den Regen verabscheuenden Winden festsitzt. Nachdem nun diese Winde gebändigt waren, ließ Aeolus den regenbringenden Südwind („Australe“) frei „um die Erde mit seinen Wassern zu überschwemmen und alles Lebendige zu vernichten“. Lediglich mit lavierter schwarzer Kreide skizziert, gibt der Künstler einen vagen Eindruck der sich entfaltenden Katastrophe wieder. Eine Schar von Winden erscheint am Himmel und entfesselt sintflutartige Regenfälle, die durch lange, parallele Kreidestriche angedeutet werden und unablässig auf eine sich am Boden windende Menschenmasse prasseln. – Papier etwas nachgedunkelt und schwach fleckig. Eine zarte Knickfalte in der oberen rechten Ecke. Verso entlang der oberen Blattkante ein alter Montierungsstreifen (dieser unleserlich beschriftet). In guter Erhaltung.
Literatur:
Nicholas Turner, European master drawings from Portuguese collections II: Italy and Portugal, Porto 2021, S. 166f., Kat.-Nr. 70, mit farb. Abb.
Ausstellung:
Desenhos de mestres italianos em coleções portuguesas (II), Museu Nacional Soares Dos Reis, Porto (Oktober–Dezember 2001), Kat.-Nr. 70.
Provenienz:
Jane Roberts Fine Art, Paris, 2009 dort erworben;
seitdem europäische Privatsammlung, auf Unterlage mit dem Sammlerstempel „FB mit Ginkgoblatt im Oval“ (noch nicht von Lugt/Fondation Custodia veröffentlicht).