Das halbrund geschlossene kleine Tafelgemälde zeigt die Szene, die auf eine Legende zurückgeht: Danach sei der Königstochter Katharina im Traum Christus als ihr Bräutigam erschienen, der ihr einen Ring an den Finger steckte. Das in der Malerei sehr häufig aufgegriffene Thema zeigt stets Maria, die das Kind hält, und ihr gegenüber Katharina. Auffallenderweise – und ikonographisch völlig unüblich – ist hier kein Ring dargestellt; stattdessen hält Katharina dem Kind einen roten Reif entgegen. Die Heilige ist durch ihre Krone gekennzeichnet, darüber hinaus durch ein Motiv, das erst bei genauerer Betrachtung zu entdecken ist: Sie trägt auf ihrer Brust, an einem Knopf befestigt, einen winzig kleinen Anhänger in Form eines Rades, – dem Attribut, das auf ihr Martyrium verweist. Das Gemälde dürfte als Andachtsbild in Auftrag gegeben worden sein, vielleicht für einen kleinen Hausaltar. Dem entspräche auch die ansonsten nicht traditionell übliche, hier mittig gezeigte, jung dargestellte Frau, die eine rote Blume in der Hand hält. Möglicherweise trägt sie den Namen der Heiligen, womit sie oder ihre Familie als Stifter ausgewiesen sind. Coffermans scheint von den deutschen Meistern Albrecht Dürer (1471 – 1528) und Martin Schongauer (1430/50 – 1491) inspiriert – möglicherweise aufgrund von deren weit verbreiteter Kupferstiche. Auffallend ist jedoch die Weichheit, die außerordentliche Anmut und edle Schönheit seiner Frauendarstellungen. In der malerischen Auffassung ist als Vorläufer vor allem Hans Memling (um 1433 – 1494) zu nennen, von dem uns ein ähnlich anmutiges Frauenideal überliefert ist („Vermählung Katharinas", 1480). Die Provenienz erweist wiederum, dass Coffermanns Werke überwiegend nach Spanien gelangten. A.R.
Provenienz:
Laut altem Aufkleber verso: „Coleccion del Illmo. (illustrissimo) Senior D. José Manuel de Àlava".
Der Besitzer und Sammler José de Álava (1743 Vitoria/Spanien – 1795 Guanajuato/Mexico), war spanischer Offizier, Regimentsoberst in der königlichen Armee und Gouverneur von Acapulco. Zudem war er Erforscher des Nordpazifiks. Das Cap Alava (heute USA) wurde nach ihm benannt. Auf dem Aufkleber die gedruckte Inv.Nr. „94", handschriftlich korrigiert zu „75", sowie der Künstlername, ebenfalls handschriftlich „Koffermann".
Anmerkung:
Marcellus Coffermans ist auch als Kofferman, Koffermaker oder Marcel Helmon überliefert. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. 1539, erst Mitte 20, wird er in der Antwerpener Gilde bereits als Meister genannt. Bekannt wurde er für seine meist kleinformatigen, religiös-thematischen Werke, von denen die meisten nach Spanien gingen, denn die Niederlande standen damals unter spanischer Herrschaft. Coffermans interessierte sich nicht für den italienischen Manierismus seiner Zeit, sondern ließ sich vor allem von den Werken der Künstler inspirieren, die zwei oder drei Generationen vor ihm tätig waren.
Literatur:
Vgl. Matías Diáz Padrón, Indentificación de algunas Pinturas de Marcellus Coffermans, in: Bulletin Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, 1981, Num. XXX-XXXIII, S. 33 – 62.
Vgl. Marc Rudolf de Vrij, Two Panels of a portable Altarpiece by Marcellus Coffermans, in: Konsthistorisk Tidskrift, Bd. 71, 2002, S. 228 – 240.
Vgl. Marc Rudolf de Vrij, Marcellus Coffermans, Amsterdam 2003.
Vgl. Marie Grappasonni, Addenda à Marcellus Coffermans. Peintre anversois archaïsant du XVIe Siècle. Oeuvres inédites, Oeuvres méconnues, in: Les Cahiers d’Histoire de l’Art, Bd. 14, 2016, S. 6 – 15. (1451484) (1) (11)
Marcellus Coffermans,
1520/30 Antwerp – ca. 1578 ibid., attributed
THE MYSTIC MARRIAGE OF SAINT CATHERINE WITH THE CHRIST CHILD
Oil on oak panel.
37 x 29.5 cm.
Provenance:
According to an old label on the reverse: "Colección del Illmo. (Ilustrísimo) Señor D. José Manuel de Àlava".
The owner and collector, José de Àlava (1743 Vitoria/Spain – 1795 Guanajuato/Mexico), was a Spanish officer, regimental colonel in the Royal Army, and governor of Acapulco. He was also an explorer of the North Pacific. Cape Alava (now USA) was named after him. The sticker bears the printed inventory number "94", corrected by hand to "75", and the artist’s name "Koffermann" also handwritten.
Literature:
cf. Matías Diáz Padrón, Indentificación de algunas Pinturas de Marcellus Coffermans, in: Bulletin Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, vol. 1981 – 1984, pp. 33 – 62.
cf. Marc Rudolf de Vrij, Two Panels of a portable Altarpiece by Marcellus Coffermans, in: Konsthistorisk Tidskrift, vol. 71, 2002, pp. 228 – 240.
cf. Marc Rudolf de Vrij, Marcellus Coffermans, Amsterdam 2003.
cf. Marie Grappasonni, Addenda à Marcellus Coffermans. Peintre anversois archaïsant du XVIe Siècle. Oeuvres inédites, Oeuvres méconnues, in: Les Cahiers d’Histoire de l’Art, vol. 14, 2016, pp. 6 – 15.